Mehr als 50 Teilnehmer haben sich gestern, Donnerstag, und heute, Freitag, 24. September, beim Verwaltungswissenschaftlichen Werkstattgespräch der Österreichischen Verwaltungswissenschaftlichen Gesellschaft auf der Edmundsburg in Salzburg mit einer Zwischenbilanz über und den Perspektiven von e-Government in Österreich beschäftigt. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von e-Government sind vorhanden und sollen verstärkt genutzt werden, fasste der Präsident der Gesellschaft Univ.-Prof. Dr. Gerhart Holzinger die wesentlichen Ergebnisse der Tagung zusammen. e-Government-Projekte gebe es inzwischen in unterschiedlicher Ausprägung und Tiefe auf allen Ebenen der Verwaltung. Doch: der Elchtest für e-Government komme erst. Die Verwaltung habe als Aufgabe, aktiv und initiativ auf die Kunden und Bürger zuzugehen, wenn es um e-Government geht. Kontrolle und Rechtsschutz müssen zur Vermeidung von Missbrauch entsprechend weiterentwickelt werden.
Auf der Tagung kam zum Ausdruck, dass e-Government und die damit verbundenen Konsequenzen auch im Österreichkonvent zu beraten seien. Neben e-Government müssen jedoch auch die klassischen Zugänge zur Verwaltung (schriftlich, persönlich) offen bleiben. Eine Bilanz aus verwaltungswissenschaftlicher Sicht ergibt, dass die Projekte besonders dann angenommen werden, wenn ein Nutzen damit verbunden ist, wobei einzuräumen ist, dass e-Government nicht für alle Verwaltungsbereiche gleich gut geeignet ist. Eine Änderung der Staatsstrukturen durch den Einsatz von e-Government sei zu erwarten, so Holzinger.
Drexler: Dialog muss bleiben
In der traditionellen Verwaltung erhalten die Mitarbeiter Aufträge, wie sie sich zu verhalten haben, während im New Public Management Zielvereinbarungen geschlossen werden. In einer Verwaltung als hierarchischem System findet der Dialog mit dem Bürger als Kunden kaum statt. Mehr Kommunikation, eine bessere Zusammenarbeit der Behörden untereinander und eine Optimierung der Verwaltungsabläufe sind daher gleichzeitig notwendig, betonte die Pinzgauer Bezirkshauptfrau Dr. Rosmarie Drexler in ihrem Statement. Doch solle man dabei nicht unterschätzen, dass es interne Widerstände bei der Veränderung von Abläufen gibt. Und e-Government sei kein Allheilmittel in dieser Situation, vielmehr bestehe die Gefahr, dass die Dialogbereitschaft der Verwaltungsmitarbeiter mit dem Bürger dadurch noch weiter abnehme bzw. der direkte Kontakt verloren gehe.
Drexler warnte davor, dass die Bringschuld der Verwaltung, Informationen an die Bürger/innen weiterzugeben, als wesentliches Element der Verwaltungsmodernisierung und als Kennzeichen eines Dienstleistungsunternehmens durch eine Auslagerung auf elektronische Dienste umgekehrt wird und der Bürger allein den Anstoß zur Interaktion geben muss. Seit rund drei Jahren ist es möglich, etwa Gewerbeanmeldungen online zu erledigen, bisher habe es über diesen Weg in ihrer Bezirkshauptmannschaft als eine der abwickelnden Behörden allerdings nur 30 Erledigungen gegeben. Gute Erfahrungen als Kommunikationsmittel habe man mit den Websites www.sicher-im-pinzgau.at zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit und www.pinzpower.at zur Suchtgift- und Gewaltproblematik gemacht.
Drexler verwies weiters auf die Initiative dreier österreichischer Bezirksverwaltungen (Eisenstadt Umgebung, Rohrbach/Oberösterreich und Zell am See) mit der Kommunikationsplattform www.euroze.at, durch die unter dem Motto Voneinander Miteinander lernen durch Vergleiche untereinander Lernprozesse in den einzelnen Organisationen ausgelöst werden sollen.
Autor: (LK)
Quelle: Salzburg.at, 24.09.2004
