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Thursday, 28.03.2024
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Digitale Signatur als Stolperstein für Unternehmen

Das Thema E-Rechnung sorgt in Österreich weiterhin für Diskussionsstoff. Das wurde auf dem E-Day vergangenen Donnerstag ein weiteres Mal deutlich. Die Wirtschaftskammer präsentierte den Themenblock unter dem Titel "E-Rechnung auf Erfolgskurs in Österreich und Europa". Doch während der Vorträge und der darauffolgenden Diskussion mit dem Publikum zeigten sich die noch großen Hürden und Ungereimtheiten, die das Thema begleiten. Stein des Anstoßes in der Frage um eine erfolgreiche Durchsetzung der elektronischen Rechnung ist nach wie vor die digitale Signatur.

WKÖ gegen verpflichtende Signatur

Während sich europaweit der Trend zu einer einheitlichen Lösung mit digitaler Signatur entwickelt - wie auch Bruno Koch, CEO von Billentis, bestätigt - schlägt Österreich den Gegenkurs ein. Laut einer WKÖ-Umfrage sind sich zwei Drittel der österreichischen Unternehmen gar nicht über die verpflichtende Signatur bewusst, ohne die ein Vorsteuerabzug vor dem Finanzamt gar nicht möglich ist. "Daher fordern wir seit Jahren die Gleichstellung von Papier- und elektronischer Rechnung und die Aufgabe der verpflichtenden Signatur", so Gerhard Laga, Leiter des E-Center der Wirtschaftskammer, im Gespräch mit pressetext. Durch die derzeit geltende Vorschrift entstünden Unsicherheiten sowohl über die Akzeptanz in der EU als auch bezüglich der Mehrwertsteuer in Österreich.

Zwei Mrd. E-Rechnungen nicht gesetzeskonform

In Europa wurden im Jahr 2009 von rund 1,6 Mio. Unternehmen und Organisationen etwa 1,6 Mrd. elektronische Rechnungen gesetzeskonform benutzt. Doch nach wie vor liegt die Marktdurchdringung europaweit erst zwischen sechs und zehn Prozent, wie Bruno Koch, CEO von Billentis, im Rahmen seines Vortrags erläutert. Derzeit halte man bei einem Gesamt-Rechnungsvolumen von 30 Mrd. in Europa, wovon 26,5 Mrd. noch immer auf Papier entfallen.

Entscheidender Punkt für das Versenden der E-Rechnung ist die digitale Signatur, ohne die eine elektronische Rechnung in den meisten Ländern nicht gesetzeskonform ist - so auch in Österreich. "Derzeit werden etwa zwei Mrd. E-Rechnungen nicht gesetzeskonform ausgetauscht", so Koch, der darüber hinaus auf staatliche Vorgaben pocht und eine "freiwillige Umsetzung" für wenig erfolgversprechend hält.

Zweierlei Maß

In Österreich hofft man auf eine EU-weite Änderung und Abkehr von der Signaturanforderung. Ein völlig falsches Signal durch Bund und Wirtschaftskammer kritisiert Michael Butz, Geschäftsführer des Zertifizierungsdienstanbieters A-Trust gegenüber pressetext. Denn die digitale Signatur und eine einheitliche, vereinfachte Lösung für ganz Europa seien für den Erfolg der E-Rechnung unabdingbar. "Hier wird seitens der Politik mit zweierlei Maß gemessen. Während man beim E-Government auf die Bürgerkarte setzt, die Dinge vereinfachen kann, wird auf der anderen Seite auf die Wirtschaft vergessen." Das Bundesministerium für Finanzen (BMF) signalisiere den Unternehmen derzeit, sich gegen den EU-Trend in einen Bereich zu stellen, wo nicht-gesetzeskonforme E-Rechnungen - also ohne Signatur - ausgetauscht werden. "Es geht hier nicht darum, eine Rechnung zu unterschreiben. Es geht um die Sicherstellung einer Übertragung von A nach B", so Butz.

Mittlerweile probt auch der Bund die Umsetzung der E-Rechnung. Diese kann via Authentifizierung bei FinanzOnline (FON) eingebracht werden. Der rechtliche Rahmen sei nicht ganz einfach, so auch Christian Ihle vom BMF. "Im B2B-Bereich werden nur signierte Rechnungen angenommen, weshalb dieser vorerst auch nicht unterstützt wird." Durch die Anmeldung über FinanzOnline sei eine Signatur aber nicht erforderlich, da der Einbringer sich darüber schon gesichert identifiziere.

Kunden der Nachrichtenagentur pressetext erhalten seit 2008 vorsteuerabzugsfähige E-Rechnungen mit elektronischer Signatur. Das Referenzprojekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Digitalen Österreich des Bundeskanzleramts und Partnern aus der IT-Wirtschaft umgesetzt.

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Autor(en)/Author(s): Claudia Zettel

Quelle/Source: pressetext, 09.03.2010

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