Nach erfolgreichem Test soll das Amtsgericht in Westerstede noch in diesem Jahr als erstes deutsches Gericht das elektronisch organisierte Familienrechtsverfahren in der Praxis erproben. "Niedersachsen übernimmt damit eine Vorreiter-Rolle für einen historischen Entwicklungsschritt in der Rechtspflege", sagte Pfeiffer. Das papierlose System werde die Gerichtsverfahren beschleunigen, die Kosten senken und die Zufriedenheit der Beteiligten erhöhen. Mit einer bundesweiten Einführung der papierlosen Scheidungsakte rechne er bis 2005.
Rechtsanwälte werden in das Online-Verfahren nach Angaben von Chefentwickler Gerhard Meyerholz erst zu einem späteren Zeitpunkt einbezogen. Zwar sei der Informationsfluss zwischen Gericht und Anwälten per elektronischer Post bereits jetzt möglich. Ein Blick von außerhalb in die Gerichtsakten per Datenleitung werfe jedoch erhebliche Sicherheits-Probleme auf. Sie müssten noch gelöst werden. Am Praxistest in Westerstede werden sich nach den Angaben von Meyerholz Anwälte jedoch schon aktiv beteiligen.
Bei deutschen Familiengerichten wurden 2001 rund 570.000 Verfahren registriert. Dazu zählen neben Scheidungsanträgen Verfahren zum Versorgungsausgleich, zum Unterhalt sowie zum Sorgerecht und zum Umgangsrecht mit Kindern. Scheidungsverfahren sind nach den Angaben von Pfeiffer im weltweiten Vergleich in Deutschland am teuersten. Wenig populär seien Scheidungen mit Hilfe eines vorgerichtlichen Schiedsverfahrens. Dort nehme Deutschland im Ländervergleich einen der hinteren Plätze ein.
Quelle: PC Welt