Salzgitter will E-Government einführen
E-Government (sprich: I-Gawwernment) - schon mal gehört? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem will die notorisch klamme Stadt Salzgitter im nächsten Jahr mindestens 50 000 Euro für E-Government ausgeben. Also muss da doch irgendwas dran sein. Oder? Niedersachsens Forschungsminister Thomas Oppermann formuliert es so: "Alles, was wegen seiner Bürokratie keinen Lustgewinn verspricht, kann per Internet erledigt werden." Und da die Auto-Zulassung oder die Ummeldung in eine neue Wohnung eher dröge Angelegenheiten sind, sollen sie in Zukunft vom heimischen Rechner aus erledigt werden können - weder orts- noch zeitgebunden. "Gerade in einer Flächenstadt wie Salzgitter ist das ein großer Vorteil", sagt Oppermann, der sich in der vergangenen Woche auf Einladung des SPD-Unterbezirks Salzgitter die E-Government-Pläne der Stadt im Hotel am See vorstellen ließ.
"Warum Urlaub nehmen?" "Wenn ich meine Reise im Internet buche oder dort Bücher bestelle", fragt Professor Reza Asghari, "warum muss ich dann für eine Ummeldung einen Tag Urlaub nehmen?" Der Leiter des Instituts für E-Business an der Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel, geht mit seinem Optimismus sogar noch weiter als Oppermann. "E-Government", behauptet Asghari, "fördert die Partizipation der Bürger und vertieft damit die Demokratie." Zudem: "Die Kommune, die schneller dieses Angebot einführt, hat einen Standortvorteil." Sein Institut wolle mit der Stadt zusammenarbeiten und "Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ausloten".
"Ich will das" Was aber braucht der durchschnittliche Salzgitteraner, um in Zukunft ungeliebte Behördengänge per Computer zu absolvieren. Zuerst einmal natürlich einen Computer mit Internetzugang. Um aber beispielsweise einen Bauantrag rechtsgültig stellen zu können, benötigt der Nutzer eine digitalisierte Unterschrift. Diese so genannte elektronische Signatur wird mit Hilfe einer Chipkarte realisiert. Ein Lesegerät, das an den Computer zu Hause angeschlossen wird, saugt die notwendigen Codes von der Plastikkarte - ähnlich wie bei der Bezahlung mit der EC-Karte an der Tankstelle und macht Transaktionen damit fälschungssicher. Minister Oppermann: "Ich gehe davon aus, dass im Jahr 2010 E-Government so selbstverständlich sein wird, wie heute das Einkaufen mit der EC-Karte."
"Ich will das", bekräftigt Oberbürgermeister Helmut Knebel. "Deswegen werde ich den Rat bitten, für das nächste Haushaltsjahr Geld zur Verfügung zu stellen." Mindestens 50 000 Euro, so Knebel, seien zunächst nötig, ein Teil davon solle allerdings in Form von Fördergeldern eingeworben werden. "Unsere Hoffnung ist, dass wir unsere Lösungen auch den Nachbarkommunen verkaufen können." - "Am Ende", bekräftigt der SPD-Unterbezirksvorsitzende Wolfgang Schneider, "soll sich das System selbst finanzieren."
Knebel möchte aber auch all jene beruhigen, die mit dem Computer nicht arbeiten können oder wollen. "Es wird weiterhin persönliche Kontakte geben", sagt er, "und für die, die mehr Kontakt brauchen, werden wir dann mehr Zeit haben." Weitaus fundamentaler werde E-Government das (Arbeits-)Leben der Frauen und Männer im Rathaus verändern. "Wir sind gezwungen", so Knebel, "neue Verwaltungsstrukturen aufzubauen." Durch neue Arbeitszuschnitte müssten sich Mitarbeiter auch anderen Arbeitsfeldern widmen. Und: "Nicht jede frei werdende Stelle wird eins zu eins wiederbesetzt werden", macht er klar.
Salzgitter abgeschlagen Noch ist E-Government allerdings Zukunftsmusik. Die Firma Nordmedia untersuchte im Frühjahr 2002 im Auftrag von Staatskanzlei und Innenministerium die Internet-Service-Angebote aller 467 niedersächsischen Kommunen. Die Bestenliste der Studie führt Braunschweig vor Gifhorn und Osnabrück an. Salzgitter erscheint nicht einmal unter den ersten 30 Plätzen. "Mit einer strategischen Vorgehensweise", so Professor Asghari, "könnten wir schnell unter den ersten Dreien landen."
Quelle: NewsClick
E-Government (sprich: I-Gawwernment) - schon mal gehört? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem will die notorisch klamme Stadt Salzgitter im nächsten Jahr mindestens 50 000 Euro für E-Government ausgeben. Also muss da doch irgendwas dran sein. Oder? Niedersachsens Forschungsminister Thomas Oppermann formuliert es so: "Alles, was wegen seiner Bürokratie keinen Lustgewinn verspricht, kann per Internet erledigt werden." Und da die Auto-Zulassung oder die Ummeldung in eine neue Wohnung eher dröge Angelegenheiten sind, sollen sie in Zukunft vom heimischen Rechner aus erledigt werden können - weder orts- noch zeitgebunden. "Gerade in einer Flächenstadt wie Salzgitter ist das ein großer Vorteil", sagt Oppermann, der sich in der vergangenen Woche auf Einladung des SPD-Unterbezirks Salzgitter die E-Government-Pläne der Stadt im Hotel am See vorstellen ließ.
"Warum Urlaub nehmen?" "Wenn ich meine Reise im Internet buche oder dort Bücher bestelle", fragt Professor Reza Asghari, "warum muss ich dann für eine Ummeldung einen Tag Urlaub nehmen?" Der Leiter des Instituts für E-Business an der Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel, geht mit seinem Optimismus sogar noch weiter als Oppermann. "E-Government", behauptet Asghari, "fördert die Partizipation der Bürger und vertieft damit die Demokratie." Zudem: "Die Kommune, die schneller dieses Angebot einführt, hat einen Standortvorteil." Sein Institut wolle mit der Stadt zusammenarbeiten und "Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ausloten".
"Ich will das" Was aber braucht der durchschnittliche Salzgitteraner, um in Zukunft ungeliebte Behördengänge per Computer zu absolvieren. Zuerst einmal natürlich einen Computer mit Internetzugang. Um aber beispielsweise einen Bauantrag rechtsgültig stellen zu können, benötigt der Nutzer eine digitalisierte Unterschrift. Diese so genannte elektronische Signatur wird mit Hilfe einer Chipkarte realisiert. Ein Lesegerät, das an den Computer zu Hause angeschlossen wird, saugt die notwendigen Codes von der Plastikkarte - ähnlich wie bei der Bezahlung mit der EC-Karte an der Tankstelle und macht Transaktionen damit fälschungssicher. Minister Oppermann: "Ich gehe davon aus, dass im Jahr 2010 E-Government so selbstverständlich sein wird, wie heute das Einkaufen mit der EC-Karte."
"Ich will das", bekräftigt Oberbürgermeister Helmut Knebel. "Deswegen werde ich den Rat bitten, für das nächste Haushaltsjahr Geld zur Verfügung zu stellen." Mindestens 50 000 Euro, so Knebel, seien zunächst nötig, ein Teil davon solle allerdings in Form von Fördergeldern eingeworben werden. "Unsere Hoffnung ist, dass wir unsere Lösungen auch den Nachbarkommunen verkaufen können." - "Am Ende", bekräftigt der SPD-Unterbezirksvorsitzende Wolfgang Schneider, "soll sich das System selbst finanzieren."
Knebel möchte aber auch all jene beruhigen, die mit dem Computer nicht arbeiten können oder wollen. "Es wird weiterhin persönliche Kontakte geben", sagt er, "und für die, die mehr Kontakt brauchen, werden wir dann mehr Zeit haben." Weitaus fundamentaler werde E-Government das (Arbeits-)Leben der Frauen und Männer im Rathaus verändern. "Wir sind gezwungen", so Knebel, "neue Verwaltungsstrukturen aufzubauen." Durch neue Arbeitszuschnitte müssten sich Mitarbeiter auch anderen Arbeitsfeldern widmen. Und: "Nicht jede frei werdende Stelle wird eins zu eins wiederbesetzt werden", macht er klar.
Salzgitter abgeschlagen Noch ist E-Government allerdings Zukunftsmusik. Die Firma Nordmedia untersuchte im Frühjahr 2002 im Auftrag von Staatskanzlei und Innenministerium die Internet-Service-Angebote aller 467 niedersächsischen Kommunen. Die Bestenliste der Studie führt Braunschweig vor Gifhorn und Osnabrück an. Salzgitter erscheint nicht einmal unter den ersten 30 Plätzen. "Mit einer strategischen Vorgehensweise", so Professor Asghari, "könnten wir schnell unter den ersten Dreien landen."
Quelle: NewsClick