In seiner Eröffnungsrede unterstrich der Innenminister die Bedeutung des "elektronischen Kommunikationsraumes in Europa". Grenzüberschreitende E-Government-Dienstleistungen trügen nicht nur zum Zusammenwachsen der Länder in der Europäischen Union bei. "Wie gut ein Staat die Informations- und Kommunikationstechniken einsetzt, wird mit über die Qualität entscheiden, mit der die Bürger in Europa leben und arbeiten".
Zugleich appellierte er an die rund 300 versammelten Fachleute, die Entwicklung von E-Government-Dienstleistungen stärker an den Bedürfnissen der Nutzer auszurichten, weil man sonst die Zielgruppen nicht erreiche. Wenn eine Verwaltung glaube, zu wissen, was gut für Nutzer ist, "dann ist sie im Zeitalter des Web 2.0 auf dem Holzweg". Als wichtiges Ziel nannte er, "mit nutzerorientierten E-Government-Angeboten die Bürokratielast zu reduzieren" und Kosten- und Berechnungsmodelle zu entwickeln, damit die Fortschritte beim Bürokratieabbau auch messbar werden.
Eine leistungs- und serviceorientierte Verwaltung könne den Wirtschaftsstandort Europa voranbringen, doch das ließe sich "nur mit europaweit akzeptierten Standards realisieren", und dazu müssten noch einige dicke Bretter gebohrt werden. "Das Thema Standardisierung ist nach wie vor eine der großen europäischen E-Government-Baustellen", meinte Schäuble und nannte als Beispiel den Dokumentenaustausch, wo er offene Formate "ohne besondere Kosten, ohne Rechte Dritter und mit jahrzehntelanger Verfügbarkeit" forderte.
Die EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, Viviane Reding, erklärte, dass zur Umsetzung des im April 2006 beschlossenen eGovernment-Aktionsplans jetzt Roadmaps zur Einführung eines europaweiten Identitätsmanagement, zur elektronischen Beschaffung und zur Vermeidung einer digitalen Spaltung bei übers Internet erbrachten Dienstleistungen (Inclusive E-Government) erarbeitet worden seien. Die Ausschreibungen für einzelne Projekte würden in Kürze anlaufen. Zur nächsten Sitzung des Europäischen Rates der Fachminister im September in Lissabon solle dann eine erste Bilanz gezogen werden. Sie hoffe, betonte Reding, dass dies dann eine Leistungsbilanz und keine Aufzählung von Defiziten werde.
Autor(en)/Author(s): (Richard Sietmann) / (jk/c't)
Quelle/Source: Heise online, 01.03.2007