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Sunday, 19.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Maus klicken statt Schlange stehen: Jede fünfte Firma in Österreich hat Amtswege bereits elektronisch erledigt

Jede fünfte Firma in Österreich hat Amtswege bereits elektronisch erledigt. Betriebe schätzen an E-Government-Services vor allem die große Kosten- und Zeitersparnis. Und wittern dahinter noch viel Potenzial für die Wirtschaft. Bis Ende 2005 sollen in Österreich alle wesentlichen Amtsdienste online möglich sein. Die Nachfrage ist gewiss: Anfang 2004 zeigten sich über 70 Prozent aller Internetnutzer in Österreich an E-Government-Services interessiert. 43 Prozent hatten sich schon einmal Formulare von Websites öffentlicher Einrichtungen heruntergeladen, 55 Prozent informieren sich dort.

"Der große Pluspunkt von E-Government ist vor allem die enorme Zeitersparnis und die örtliche Flexibilität", sagt Christian Rupp, Bundesexekutivsekretär für E-Government. "Es ist ungemein effizient, wenn ich meine Krankenscheine oder den Gewerbeschein auch Sonntag um Mitternacht beantragen kann, anstatt Schlange zu stehen."

Firmenvorteil

Noch stärker als von den Bürgern wird das Angebot der elektronischen Verwaltung von Unternehmen genutzt, die von der Steuererklärung bis zu Grundbucheinsicht und Einfuhrpapieren nun vieles vom Standort aus erledigen können. "Jede fünfte Firma in Österreich hat bereits komplette behördliche Vorgänge elektronisch erledigt", sagt Rupp. Und im Public-E-Procurement könnten nun auch öffentliche Ausschreibungen vom Angebot bis zur Abgabe und Zustellung der Unterlagen voll elektronisch abgewickelt werden.

Erleichtert wird den Unternehmen der Umgang mit E-Government auch durch Webseiten mit Zugriff auf mehrere Services gleichzeitig. So bietet etwa die Telekom Austria mit dataweb.at Zugang zu wichtigen Rechts- und Wirtschaftsdatenbanken wie Insolvenzmonitor, Gewerberegister oder Europäisches Firmenbuch. "Diese B2G-Services sind aus vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken", sagt Anton Steinringer, Leiter des Bereichs Business Solutions der Telekom Austria. Er sieht einen wichtigen Faktor für E-Government auch an der Schnittstelle zum E-Business, etwa in virtuellen Marktplätzen: "Unternehmen prüfen immer mehr, wie sie bei marginalen Mehrkosten im Marketing einen neuen Absatzmarkt per Internet erschließen können - wenn der Gesetzgeber das Web als Vertriebskanal unterstützt, könnte das gesamte Geschäft elektronisch abgewickelt werden." Nicht zu unterschätzen sei auch das Potenzial in der Exportwirtschaft, bei der Abwicklung von Akkreditiven, Inkassi oder Frachtpapieren.

Klare Strukturen notwendig

Dass erfolgreiches E-Government nicht nur von ausgefeilter Technologie, sondern auch von klaren Strukturen "hinter den Kulissen" abhängt, weiß Stefan Kaspari, Bereichsleiter für Geschäftsprozessmanagement beim Beratungsunternehmen IDS Scheer Austria. Mit ihrer Software Aris und umfassendem Coaching hilft die Consultingfirma Betrieben bei der ganzheitlichen Konzeption und Implementierung von E-Government-Lösungen. "Die Elektronik ist nicht das Allheilmittel", sagt Kaspari. "Man kann viel automatisieren, aber zuvor müssen die Prozesse rundherum stimmen." Ein wichtiges Ziel von E-Government sieht Kaspari künftig in der Verknüpfung der Verwaltungen und Ämter untereinander: "Bisher ging es vorrangig um die Optimierung interner Strukturen - jetzt müssen übergreifende geschaffen werden."

Für kleine Betriebe, die noch Kosten/Nutzen abwägen, sowie für einen Großteil der Bürger könnte E-Government ab 2005 besonders interessant werden: Dann sollen alle Bankomatkarten mit elektronischer Signatur versehen werden. Die ersten Nutzer erhalten das Lesegerät als Zuckerl zum Vorzugspreis.

Autor: (isa)

Quelle: Der Standard, 02.08.2004

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