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Thursday, 16.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Klicken statt anstehen

Nümmerli ziehen und warten – für viele ist ein Gang zu den Behörden ein Albtraum. Das muss nicht sein. Wohlen AG machts vor. Doch wie gut sind die virtuellen Schalter – und was halten Sie davon?

Adressänderung am virtuellen Schalter, Familienzuwachs melden – kein Problem. Oder etwa doch? «Bitte melden Sie Ihren Wohnungswechsel persönlich innert 8 Tagen im Kreisbüro», steht etwa auf der Homepage der Stadt Zürich. In Wohlen AG ist der Online-Adresswechsel hingegen problemlos möglich. Nicht zuletzt deshalb wird die Gemeinde kommenden Dienstag mit dem «Eugen» ausgezeichnet. Dieser Preis – seit 5 Jahren von der Berner Bedag Informatik verliehen – nimmt das E-Government-Angebot von rund 2100 Websites von Gemeinden, Kantonen und Bundesämtern unter die Lupe.

Geprüft werden 40 Kriterien wie Design, Navigation und Inhalt und vor allem die Bedienerfreundlichkeit, «die wird immer wichtiger», betont Rudolf Steiner von der Bedag-Kommunikation.

Steiner ist überzeugt, mit dem Preis den Angeboten auch zu mehr Beachtung zu verhelfen. Tatsächlich kennt erst jeder Zweite die Homepage seines Wohnorts, wie der «Trendbarometer 05» der Berner Fachhochschule und Unisys Schweiz aufzeigt. Bei den Websites von Kantonen (41 Prozent) und Bund (29 Prozent) sind es noch weniger. Ganz schlimm sieht die Bekanntheit beim 18-Millionen-Franken-Projekt ch.ch aus. Nur 6 Prozent kennen den nationalen «Guichet Virtuel».

Dabei würden viele Bürger ganz gerne ihre Amtsgeschäfte am Computer erledigen. Von den 50 Prozent, die das Angebot ihrer Gemeinde kennen, möchten bis zu drei Viertel Adressänderungen und ähnliches vom PC aus machen, wie der «Trendbarometer» zeigt.

Liegt das am Angebot? Zu viele Verwaltungen würden noch nicht wissen, was Zweck und Ziel von E-Government ist, schreibt das Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus (IDT-HSG) der Uni St. Gallen. Tatsächlich enttäuscht manche Homepage als unübersichtliche Grafikwüste. Formulare ausfüllen oder Amtsgeschäfte erledigen, geht nicht.

Das steht für den HSG-Ökonomen Lukas Summermatter gar nicht im Vordergrund: «Für die Bevölkerung geht es meines Erachtens vor allem um Information.» Auf der Homepage schauen Wer, Was, Wo – und dann ab aufs Amt.

Viel mehr Potential sieht Summermatter bei der Wirtschaft. Ein brauchbarer virtueller Schalter verschaffe Standortvorteile. Dazu gibt er ein bemerkenswertes Beispiel: «Meines Wissens war dies für Google unter anderem ein Aspekt für die Standortwahl Zürich.» Unternehmen können Arbeitsbewilligungen schnell und problemlos via elektronischen Schalter beantragen. Für internationale Firmen wie Google sei dies von grosser Bedeutung.

Aber es bleibt noch viel zu tun. Die Schweiz liegt im internationalen Vergleich der Online-Angebote der Verwaltungen abgeschlagen auf den hinteren Rängen, wie das Bundesamt für Statistik aufzeigt.

Autor: Marcel Zulauf

Quelle: Blick Online , 27.10.2005

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