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Friday, 3.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Nach einer Untersuchung der UN haben zwar fast alle Regierungen inzwischen Websites, viele aber bieten kaum etwas an, vor allem wird die politische Partizipation der Bürger gescheut Mittlerweile haben zwar die meisten Länder der Erde eine Website. Aber viele bieten kaum etwas. Zudem werden sie nur von 20 Prozent der Menschen mit Internetzugang benutzt. Weltweit gab es im letzten Jahr nach Nielsen/NetRatings 580 Millionen Internetbenutzer, nachd er ITU 655 Millionen oder dem CIA's World Factbook knapp über 600 Millionen.. In diesem Jahr soll es nach Schätzungen zwischen 660 und 900 Millionen werden. Eine rasante Steigerung der Netizen, schließlich gab es vor 10 Jahren gerade einmal 10 Millionen Internetbenutzer.

Doch die digitale Kluft ist dramatisch. In manchen Ländern wie Schweden haben schon 70 Prozent der Menschen einen Internetzugang. Mit 169 Millionen Internetnutzern 2002 sind die US-Amerikaner noch immer die zahlenmäßig größte Gruppe (29 Prozent), an zweiter Stelle stehen hier die Deutschen mit über 35 Millionen. Die USA und Europa repräsentieren alleine über die Hälfte der Menschen mit Internetzugang. In Bangladesh beispielsweise haben von über 130 Millionen Menschen nur 150.000 einen Internetzugang, in Indien von über einer Milliarde 7 Millionen, in Somalia von 7,7, Millionen nur 200 oder im Tschad von 9 Millionen 4.000.

Nach dem von der UN veröffentlichten Bericht: "World Public Sector Report: E-Government at the Crossroads" haben mittlerweile von den 191 Mitgliedsstaaten der UN immerhin 173 Websites eingerichtet. Vor zwei Jahren waren es noch 143 Länder. Doch 18 Länder, die meisten in Afrika, seien praktisch vollkommen offline.

Allerdings ist das Angebot oft nicht sehr groß. Obgleich für die Bürger ein Zugang zu allen öffentlichen Einrichtungen geschaffen werden könne, würde dies noch kaum gemacht: "Nur einige wenige Regierungen haben sich dafür entschieden, e-government-Anwendungen für Transaktionen oder Vernetzung zu verwenden, und noch weniger nutzen das Internet, um eine wirkliche Beteiligung der Bürger an der Politik zu fördern."

Schon im letzten Jahr hatte die UN eine Untersuchung über die e-government-Angebote der Regierungen gemacht. Dazu wurden die Websites untersucht, um die dort vorhandenen Inhalte und Angebote zu erfassen. Am besten schnitt dabei ab, wer ein einziges Portal anbieten kann, das den Zugang zu möglichst allen Behörden und öffentlichen Einrichtungen eröffnet und möglichst viele Transaktionen anbietet. Nach dieser Bewertung standen die USA an der Spitze, gefolgt von den Internetpräsenzen von Australien, Neuseeland, Singapur, Norwegen, Kanada, Großbritannien, Holland, Dänemark und an 10. Stelle Deutschland. Die Länder, deie hier am schlechtesten abgeschnitten haben, befinden sich in Afrika.

Auch in der neuen Bewertung liegen die USA wieder an der Spitze, was die Menge angebotenen Informationen, Dienste und Produkte sowie den Ausbau der notwendigen Infrastruktur (Telefone, Computer, Internetzugang) betrifft. Nach den USA kommen Australien, Dänemark, Großbritannien, Kanada, Norwegen, die Schweiz und Deutschland. Was die "e-participation", also die Möglichkeiten betrifft, mit der Regierung zu interagieren und zu kommunizieren, wird Großbritannien an erster Stelle angegeben, gefolgt von den USA, Neuseeland und Frankreich. Hier aber stehen auch Länder wie Chile, die Philippinen, Mexiko, Argentinien oder Estland weit vorne.

Nur 15 Regierungen bieten Möglichkeiten für die Allgemeinheit an, sich zu politischen Themen zu äußern. Da scheint die Sorge noch groß zu sein - oder aber die Möglichkeiten des Mediums werden im Getriebe der traditionellen politischen Praxis, ausgerichtet auf die einseitige Kommunikation der Massenmedien, nicht wahrgenommen. Jose Antonio Ocampo, Leiter der UN-Abteilung für Wirtschaft und Gesellschaft, hegt jedoch den Verdacht, dass die Regierungen das Internet meist nur instrumentalisieren: "Viele Regierungen wenden sich internetbasierten Diensten zu, um die Bürokratie zu vereinfachen oder die digitale Infrastruktur auszubauen. Wir sehen jedoch das Internet auch als ein Mittel zur Stärkung und Sicherung von Transparenz und Demokratie."

Bislang ermöglichen auch nur 33 Regierungen, bestimmte Transaktionen wie das Einreichen von Anträgen oder das Zahlen von Gebühren oder Steuern über das Internet auszuführen. Und gerade in den Entwicklungsländern scheitern angeblich 60 Prozent aller e-government-Projekte, bei vielen werde nur Geld verschwendet. Davon sind allerdings die industrialisierten Länder nicht ausgenommen: "Wegen der hohen Rate des Scheiterns von bestimmten e-government-Projekten in entwickelten und unterentwickelten Ländern", so der Bericht, "müssen öffentliche Dienste in materiellen Gebäuden beibehalten werden, auch wenn die digitalen Anwendungen zunehmen."

Angesichts der digitalen Kluft wird diese parallele Struktur noch lange aufrecht erhalten werden müssen. Zumal nicht nur fehlende Internetzugänge für die Nichtbenutzung von Internetdiensten verantwortlich sind, sondern auch, so der Bericht, "Sicherheits- und Datenschutzprobleme" die Menschen abhalten.

Quelle: Telepolis, 06.11.2003

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