Per Mausklick durchs Amt: Kfz-Kennzeichen auswählen, Formular für Müllgebühren ausfüllen, Bauantrag abgeben. So unkompliziert stellen sich Internet-Experten das Rathaus der Zukunft vor. Auch für die Kommunen der Region steht eine Digitalisierung der Verwaltung langsam auf dem Programm. Regionales Zugpferd ist die Stadt Salzgitter. "Wenn ich meinen Urlaub im Internet buche und mein Konto im Netz verfolge, dann will ich doch nicht mehr einen halben Tag frei nehmen müssen, um ein Formular beim Amt abzugeben", bringt Professor Reza Asghari den neuen Anspruch des Bürgers an seine Verwaltung auf den Punkt. Der Leiter des Instituts für E-Business an der Fachhochschule (FH) Braunschweig/ Wolfenbüttel ist vehementer Verfechter für sogenanntes "E-Government". Damit ist eine Verwaltung gemeint, die die Transaktionen der Bürger über das Internet abwickelt und damit Wege verkürzt, Prozesse vereinfacht und Kosten spart. "Bisher haben sich viele Kommunen der Region darauf beschränkt, Informationen ins Netz zu stellen, doch der Mehrwert des Internets besteht in seiner Interaktivität", betont Asghari.
Welche Chancen eine digitale Verwaltung für die Kommunen vor Ort birgt, will der Professor am 15.Mai in einer Tagung in Salzgitter diskutieren. Einen ganzen Tag lang werden sich die Kommunen Wolfenbüttel, Goslar und Salzgitter in einer "E-Government"-Tagung mit dem virtuellen Rathaus beschäftigen und betriebswirtschaftlichen, rechtlichen sowie technischen Problemen auf den Grund gehen.
Als einer der Experten konnte dafür Staatssekretär Göttrik Weber vom Bundesinnenministerium gewonnen werden. Er wird das Projekt "Bund-Online 2005" vorstellen und zeigen, welche Auswirkungen es auf die Kommunen hat, wenn bis zum Jahr 2005 alle Dienstleistungen der Bundesregierung im Internet abrufbar sind. "Das setzt die Kommunen unter Zugzwang. An E-Government kommt keiner vorbei", bekräftigt Asghari die aktuelle Bedeutung des Themas. Die Tagung sieht er daher als Möglichkeit, regionale Lösungen anzusprechen.
Für die Stadt Salzgitter hat die FH bereits modellhaft eine mögliche Strategie als Drei-Jahres-Fahrplan ausgearbeitet. Kfz-Anmeldungen per Mausklick scheinen schon nicht mehr all zu ferne Zukunft. "Wir hoffen nun, entsprechende Fördergelder von Bund oder EU zu bekommen", sagt Horst Baier, IT-Experte der Stadt. Denn letztlich verhindern vor allem klamme Stadtkassen die Einführung von virtuellen Verwaltungsabläufen. Umso mehr freut sich Baier, dass er bald mit neuer, internetfähiger Software in Salzgitter arbeiten kann.
Finanzielle Engpässe sieht Asghari jedoch als Vorteil für mehr Kooperation unter den einzelnen Kommunen. "Es muss schließlich nicht jede Stadt alles selbst entwickeln", so der Professor, "warum nicht den benachbarten Landkreis fragen und Erfahrungen austauschen?" Und eine entsprechende Plattform stünde aus seiner Sicht schon bereit: das Institut für E-Business an der FH.
Quelle: Newsclick