Aber können Befunde auch zwischen derartigen Plattformen ausgetauscht werden? Eva Deutsch sieht darin eine große technische Herausforderung, die nur mit einigem Kostenaufwand zu lösen sei. Und nicht nur das: Auch die rechtlichen Grundlagen seien noch nicht einheitlich, schließlich werde ein umfassendes österreichisches Gesundheitstelematikgesetz erst für 2005 erwartet. Viele entscheidende Fragen würden erst dann bundesweit geregelt sein: Wo ist Bedarf für Telemedizin? Wer soll Zugriff auf Daten in einer elektronischen Patientenakte erhalten? Wo werden die Daten gespeichert? Wer braucht welche Informationen? In Deutschland sei man laut der IBM-Expertin gerade dabei, eine entsprechende Strategie mit Antworten auf derlei Fragen auszuarbeiten. Dabei gehe es nicht nur um die Zugriffsmöglichkeiten auf die elektronische Patientenakte, sondern auch um Technologien wie das E-Rezept, die Abläufe im nationalen Gesundheitssystem beschleunigen sollen.
Benno Weißmann von SAP fehlt derzeit auch noch das übergreifende Gesamtkonzept (der Softwarekonzern verwaltet hierzulande 40.000 von insgesamt 70.000 Spitalbetten). Er ist aber zuversichtlich, dass man den Rückstand dank Telematikgesetz aufholt. "Es wird auch in Österreich eine relativ breite Diskussion mit Fachleuten aus Politik, Forschung und IT-Unternehmen geben." Weißmann ist sich sicher, dass am Ende der Patient wesentlich mehr Einblick bekommen und besser informiert wird.
Keine Onlinediagnose
Die Entwicklungspotenziale für telemedizinische Anwendungen seien vielfältig, sagt der SAP-Mann. Was es seiner Ansicht nach sicher nicht geben wird: die Onlinediagnose, der Gesundheitstipp vom Fachmann per E-Mail. Trotz Hightech dürfe der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patienten niemals fehlen, Telemedizin sei eine Ergänzung im normalen medizinischen Alltag, kein Ersatz für eine Beratung. Das glaubt auch Eva Deutsch, die von Forschungsprojekten berichtet: IBM entwickle Lösungen für Medizintechnikgeräte zum Hausgebrauch, die den Patienten zwar ein Daheimbleiben, aber auch eine laufende Kontrolle eventuell kritischer Werte ermöglichen. Die Geräte seien mit der Ärztezentrale vernetzt. Das mache aber noch lange nicht den Arztbesuch überflüssig. Was auch für andere Anwendungsmöglichkeiten gelte, die für einzelne Patienten derzeit vielleicht noch recht abenteuerlich klingen: Bei klinischen Tests werden bereits Medikamentenschachteln drahtlos vernetzt, sodass die Pharmaentwickler wirklich wissen, wann der Studienteilnehmer das Pulver oder die Tropfen zu sich nimmt - was noch genauere Rückschlüsse auf die Wirksamkeit des getesteten Stoffes zulässt. Ein Alarmsignal könnte den Patienten aber auch an die Medikamenteneinnahme erinnern. Technisch sei das durchaus möglich.
Autor: (pi)
Quelle: ECAustria, 16.08.2004
