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Thursday, 16.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Der Computerbranche geht es schlecht. Die angestammten Märkte sind gesättigt, die Wachstumskurven flachen ab. Als mögliches Kompensationsfeld für Auftragsverluste wurde vielerorts das E-Government entdeckt. Hier geht es aber zuerst einmal darum, für die Lösungen, die die Computerbranche bereithält, ein Problembewusstsein zu schaffen. Der Computerbranche geht es schlecht. Die angestammten Märkte sind gesättigt, die Wachstumskurven flachen ab. Als mögliches Kompensationsfeld für Auftragsverluste wurde vielerorts das E-Government entdeckt. Hier geht es aber zuerst einmal darum, für die Lösungen, die die Computerbranche bereithält, ein Problembewusstsein zu schaffen.

Kaum eine grosse Informatikfirma, die in jüngster Zeit nicht ein E-Government-Symposium veranstaltet hätte. Dabei werden dann typischerweise Studien präsentiert, die jeweils zum «alarmierenden» Schluss gelangen, dass in der Schweiz in Sachen E-Government ein grosser Nachholbedarf bestehe. Anstatt auf diese Weise Ängste zu schüren und herauszustellen, was noch fehlt, versuchte jüngst ein Wettbewerb, positive Signale zu setzen und zu würdigen, was bereits geleistet wurde. Am 3. April fand am Interforum- E-Government-Symposium die Preisverleihung für «eGov02.ch» statt, einen Wettbewerb für innovative Gemeindeprojekte. Initiatorin war die Arbeitsgruppe «Gemeinden ins eGovernment» des Impulsprogramms CH21 mit Vertretern von Zeix, Youts, Sun Microsystems, Telekurs Services, DV Bern sowie der ETH Zürich und der Universität St. Gallen.

Die Stadt Winterthur erhielt für ihr Bürgerportal in der Kategorie «bestes realisiertes Projekt» den ersten Preis. Winterthur gewann ausserdem mit hohem Vorsprung vor Rapperswil die Publikumswahl, bei der insgesamt gut 4700 Stimmen abgegeben wurden. Den ersten Platz für «besonders innovative, noch nicht realisierte Projektvorhaben» erhielt die Stadt Biel für ihre Parkkarte. Winterthur bekam ein öffentlich zugängliches Internet-Terminal geschenkt und Biel eine dreitägige kostenlose Beratung.

Nutzen und Benutzbarkeit für den Anwender, Zugänglichkeit für alle, Sicherheit und Innovation sowie Kostensenkung und Kommunikation - das waren die Kriterien, nach denen die Wettbewerbsjury und das Publikum die 40 eingereichten Projekte der Gemeinden bewerteten. Die Kriterien wurden vernünftig gewählt, und der Sieg von Winterthur ist nachvollziehbar. Ein Defizit ist die mangelnde Transparenz des Wettbewerbs, denn gerade sie wäre für ein Lernen der Teilnehmer wichtig. Die Kriterien, nach denen die einzelnen Punkte bewertet werden würden, standen nicht in der Ausschreibung, und die Beurteilungsresultate wurden im Nachhinein nicht im Detail veröffentlicht. Mit Prof. Dr. Kuno Schädler von der Universität St. Gallen war ein international renommierter E-Government-Experte Präsident der achtköpfigen, kompetent besetzten Jury, der sonst aber keine weiteren Universitätswissenschafter und keine Experten aus den Behörden angehörten. Das ist schade.

Im Sinne der Sponsoren aus der Wirtschaft sollte der Wettbewerb Gemeinden dazu animieren, selber innovative Lösungen zu entwickeln (und damit für die Sponsoren Aufträge zu generieren). Darüber hinaus aber bestand beim Wettbewerbsveranstalter der Wunsch, die Wiederverwendung von bereits in anderen Gemeinden erarbeiteten Lösungen zu fördern. Denkt man die Idee konsequent weiter und über den reinen Erfahrungsaustausch hinaus, gelangt man zu Open- Source-Konzepten, wie sie derzeit in anderen europäischen Ländern, beispielsweise in Österreich, diskutiert werden. Solche Konzepte würden aber nicht nur bei öffentlichen Verwaltungen, sondern auch bei vielen Lösungsanbietern in der Wirtschaft ein Umdenken erfordern.

Quelle: NZZ Online

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