Die Prozessorientierung der E-Government-Strategien in deutschen Verwaltungen auf Bundes- und Landesebene waren Gegenstand einer umfassenden Studie, die das Software- und Beratungsunternehmen IDS Scheer im Herbst dieses Jahres gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik im Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI) durchgeführt hat. Ein Ergebnis der Studie zeigt, dass E-Government nur erfolgreich etabliert werden kann, wenn der Prozessoptimierung eine zentrale Rolle zukommt. Noch aber prägt eine verbreitete Technologieeuphorie die Vorgehensweisen vieler Behörden. Seit dem 12. Dezember liegen die endgültigen Auswertungen vor und sind für die interessierte Öffentlichkeit verfügbar. Sowohl die E-Government-Initiative der Bundesregierung, BundOnline 2005, als auch die jeweiligen Aktivitäten aller 16 Bundesländer wurden im Auftrag der IDS Scheer AG analysiert. Setzen die in Teilen unterschiedlichen Konzepte rund um die elektronischen Dienstleistungen auf Geschäftsprozessmanagement als Erfolgsfaktor? Diese übergeordnete Fragestellung bestimmte Ansprechpartner und Inhalte der Studie. Zielgruppe waren sowohl die Landesverwaltungen der einzelnen Bundesländer als auch Bundesoberbehörden und Oberste Bundesbehörden. Dabei wurden zusätzlich zu einer unmittelbaren Primärerhebung auch die Daten der offiziellen Dokumentation zu BundOnline 2005 und jene aus Länderinitiativen mit bewertet. Durch diese breite Datenbasis wurde ein umfassender Überblick über die E-Government-Landschaft in Deutschland möglich. Die Erhebung zeigt, dass der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien weiterhin einer der wichtigsten Faktoren für Behörden aller Ebenen darstellt, wenn es darum geht, zur serviceorientierten Dienstleistungsverwaltung zu werden. Die vorherrschende Technologieeuphorie verführt aber dazu, die entscheidende Komponente zur Realisierung des E-Government zu vernachlässigen - das Management der Geschäftsprozesse. Damit fehlt ein zentrales Bindeglied zwischen Strategie und Umsetzung. Geschäftsprozessmanagement ist aber gerade deshalb wichtig, weil viele Behörden beim Interneteinsatz den Übergang von der reinen Information und Kommunikation zu einer umfassenden Einbindung der Bürger und Partner in die Verwaltungsprozesse schaffen wollen. So können erst durch die Verbesserung der Verwaltungsprozesse die hohen Investitionen in E-Government-Technologien amortisiert werden. Behörden stellen sich anspruchsvolle Ziele, wenn es um Effizienz, Güte und Produktivität der Dienstleistungen geht. Laut Studie wird dabei auch erkannt, welche Bedeutung den Geschäftsprozessen für die Erreichung dieser Ziele zukommt. Gleichzeitig wird jedoch deutlich, dass nicht selten Barrieren der Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen entgegenstehen. In Bund und Land fehlt nicht zuletzt das notwendige Geld für die einem effektiven E-Government vorgeschalteten Maßnahmen. Weitere Defizite ergeben sich beim Know-how wie auch bei der Verfügbarkeit spezifischer Software-Tools zur Prozessanalyse und -überwachung.
Noch zeigt sich ein recht heterogenes Bild, wenn es darum geht, Geschäftsprozessmanagement in E-Government-Strategien einzubeziehen, erläuterte IDS Scheer Vorstandssprecher Helmut Kruppke bei der Vorstellung der Studie. Dennoch herrscht Einigkeit in der Einschätzung, dass ein langfristiger Erfolg der E-Government-Initiativen nur durch eine signifikante Verbesserung der Verwaltungsprozesse möglich ist. Organisation verändern heißt aber, die Menschen einzubinden und mitzunehmen auf diesem Weg. Veränderungsmanagement, moderne E-Learning-Konzepte und Werkzeuge für das Geschäftsprozessmanagement müssen daher ineinander greifen.
Quelle: IDS Scheer Pressemitteilung