Ausschlaggeben für die Entscheidung seien neben den Lizenzkosten auch Kosten für die Portierung von Anwendungen, Einarbeitungskosten, Administrationskosten, Ausfallzeiten, Schulung sowie zukünftige Anforderungen im Zuge der Einführung von "E-Justice" auschlaggebend gewesen. "Die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Microsoft minimiert das Risiko eines System-Versagens", heißt es weiter aus dem Ministerium. Zudem erfordere die weitere Verwendung von Microsoft-Produkten keine oder nur geringe Einarbeitung bei den Nutzern der landesweit 15.000 Computer der Justizbehörden. "Wir können unsere ehrgeizigen Ziele nur erreichen, wenn wir die Akzeptanz der Beschäftigten finden", meint Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann. Sie ist sicher, "dass wir mit der Fortführung der Microsoft-Linie eine hohe Akzeptanz unter unseren Beschäftigten finden".
"Mit dieser Kooperation setzen wir den eingeschlagenen Weg der Modernisierung der Justiz konsequent fort", beteuert Heister-Neumann. Gerade vor dem Hintergrund knapper Haushaltsmittel sei die Zusammenarbeit mit Microsoft die beste Lösung, um die IT-Unterstützung der Justizabläufe auf hohem Niveau zu sichern. "Niedersachsen schafft damit noch bessere Voraussetzungen für ein modernes E-Justice." In internen Kreisen wird damit gerechnet, dass die Entscheidung für das Land Niedersachsen Signalwirkung hat.
Reine Kostengründe waren jedenfalls für die Entscheidung des niedersächsischen Justizministeriums wohl nicht entscheidend: Laut der heise online vorliegenden Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Zeit bis 2013 wird von einem Kostenvorteil von 2,23 Millionen Euro für den gesamten Zeitraum ausgegangen, falls die Entscheidung zu Gunsten von Open-Source-Software gefallen wäre. Die Verwendung von Linux-Serversoftware (SUSE Enterprise Server 8) im Vergleich zu Windows Server Standard würde allerdings innerhalb der nächsten zehn Jahre 182.000 Euro und die Linux-Erstschulung für Administratoren im Vergleich zu einer Windows-Erstschulung 539.000 Euro mehr kosten. Dabei wurde angenommen, dass eine Linux-Schulung doppelt so lang wie bei Windows dauert. Doch diese und andere Posten wie Zusatzkosten für externen Service und die Einrichtung von Managementwerkzeugen, die eine Open-Source-Lösung verteuerten, werden laut Berechnung durch andere Faktoren bei der Microsoft-Lösung mehr als ausgeglichen. Darunter fallen beispielsweise Serverlizenzen für den SQL Server von Microsoft, die 545.000 Euro kosten sollen, während ein Open-Source-Produkt wie MySQL kostenlos zu haben sei. Windows-Updates werden nach den Berechnungen für die kommenden zehn Jahre mit 539.000 Euro zu Buche schlagen. Den größten Batzen machen die Client-Lizenzen für Server, Exchange und SQL mit zusammen knapp 1,8 Millionen Euro Mehrkosten aus.
Siehe zum Thema Open Source in Verwaltungen auch:
- Leonberg geht den Linux-Weg
- Microsoft punktet im Kampf gegen Open Source und Spam
- Probleme für Linux in München
- Stadt Mülheim bietet Open-Source-Produkte an
- Wien prüft Umstellung auf Open Source
- Microsoft kann in München nicht "fensterln"
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