Today 1102

Yesterday 7008

All 40372181

Thursday, 1.05.2025
Transforming Government since 2001
Wenn Stefan Jung seinen Laptop in einer der zahlreichen Amtsstuben zwischen Berlin, Hamburg oder München aufklappt, schlägt ihm meistens Skepsis entgegen. «Wir würden ja gerne unsere Verwaltung ins Internet bringen, aber es mangelt an praxistauglichen Lösungen», hört der 31-jährige E-Government-Pionier dann häufig von seinen Gesprächspartnern. «Die Stimmung ändert sich aber gleich, sobald wir zeigen, wie viel Verwaltungsaufwand und öffentliche Gelder sie mit unserer Software einsparen können», sagt der Geschäftsführer der Berliner Public One GmbH. Das im März 2000 gegründete Beratungsunternehmen Public One ist bislang das einzige in ganz Deutschland, das sich auf so genannte E-Government-Lösungen spezialisiert hat. Seine Kunden sind Städte und Gemeinden, Ministerien und öffentliche Betriebe. Für sie erstellt das neunköpfige Unternehmen aus Berlin Mitte Computer-Plattformen für den Einkauf und die Vergabe von Aufträgen.

Die Stadt Magdeburg zum Beispiel wird demnächst mit dem Know-how aus Berlin einen Großteil ihrer öffentlichen Aufträge über das Internet ausschreiben. «Interessierte Lieferanten können ihre Angebote dann vom Bürocomputer aus per Mausclick abgeben. Diese werden elektronisch erfasst, ausgewertet und automatisch für eine Auftragsvergabe vorgeschlagen», erklärt Co-Geschäftsführer Max von Bismarck (27), der zuvor schon einen der ersten europäischen Internet-Einkaufsplätze für kleine und mittlere Unternehmen aufgebaut hat. «Die elektronische Vergabe erspart den Verwaltungen viel Aufwand.»

Ein dreimonatiger Pilotversuch, den Public One Ende vergangenen Jahres mit der Verwaltung in Magdeburg durchgeführt hatte, erbrachte Einsparungen von bis zu 80 Prozent allein bei den Kosten für Veröffentlichungen und Kopien für das Ausschreibungsverfahren. Dieses habe außerdem von zehn auf zwei Tage verkürzt werden können, sagt von Bismarck.

Mit ihrem Pilotprojekt liegen die Berliner auch europaweit im Trend. Denn nach einer Anfang 2001 in Kraft getretenen Richtlinie der EU müssen die Kommunen bis 2005 sämtliche öffentlichen Ausschreibungen auch auf elektronischem Wege ermöglichen.

Ein Jahr lang tüftelten Jung und von Bismarck an ihrem Geschäftskonzept, das im Berliner Businessplan-Wettbewerb 2001 ausgezeichnet wurde. Sie lasen aktuelle Studien zum Thema E-Government, besuchten Verwaltungsmessen und Behörden-Fachtagungen. «Anschließend führten wir Interviews mit 50 Verwaltungen, um ihren Bedarf an E-Government herauszufinden und den technischen Vorbereitungsstand der Behörten herauszufinden», berichtet Diplom-Ökonom Jung. Die komplexen Software-Projekte führen die Berater von Public One zusammen mit dem Münchener Softwarehaus Healy Hudson AG durch, das als Marktführer für Software im Bereich der elektronischen Vergabe gilt. Trotz der langen Anlaufphase schreibt Public One bereits schwarze Zahlen. Der Umsatz habe im Jahr 2001 «um 300 Prozent gesteigert» werden können, sagen die Geschäftsführer. Genauere Zahlen wollen sie nicht verraten. Als nächstes Projekt soll auch bei einem Hamburger Stadtbetrieb eine elektronischen Verwaltungs-Plattform eingeführt werden. Bis zum Herbst soll sie funktionieren und online geschaltet werden.

Autor: Burkhard Schmidt

Quelle: Berliner Morgenpost , 29. Juli 2002

Go to top