Heute 132

Gestern 858

Insgesamt 39433213

Freitag, 17.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
E-Government kann dazu führen, dass Verwaltungsmitarbeiter auf der Arbeitsebene überfordert und unterfordert werden. Arbeit in neuen Organisationsformen wie Shared Service Centern oder D115-Call Centern fordert neue Kompetenzen der Mitarbeiter, die über Fachwissen hinausgehen. Insbesondere sind Fähigkeiten zur Selbstorganisation, Netzwerkfähigkeit und hohe Flexibilität gefragt. Alles Kompetenzen, die bisher bei der Personalauswahl in den Verwaltungen häufig nicht genügend berücksichtigt werden.

Ein ISPRAT-Forschungsprojekt hat deshalb in Shared Service und D115-Service Centern untersucht, wie sich E-Government auf die Arbeitsebene auswirkt und welche Konsequenzen dies für die Mitarbeiter hat. Denn insbesondere die vernetzten Arbeitsformen der E-Verwaltung bringen Veränderungen mit sich. Damit werden erstmals Grundlagen für die notwendige Neuorientierung der Personalstrategie öffentlicher Verwaltungen wissenschaftlich fundiert erhoben und dargestellt. Auch die Ausbildung des Verwaltungsnachwuchses wird sich an den Erkenntnissen der Studie orientieren müssen. Weiterhin ist die Organisation so zu gestalten, dass Motivation, Sinn und Identifikation mit der Arbeit weiterhin erhalten bleibt. Ein Aspekt, der in technikzentrierten Projekten vielfach vernachlässigt wird.

Einige Ergebnisse des ISPRAT-Projekts „Wandel von Kompetenzen durch IT“:

  • Hohe Informationsdichte und neue Formen der flexiblen Arbeitsorganisation können zur Überlastung auf der Arbeitsebene führen.
  • Unterforderung kann entstehen, wenn durch Automatisierung und allzu kleinteiliger Arbeitsteilung Sinnzusammenhänge bei der Arbeit verloren gehen und Arbeit zu einfach wird. Dann sind gewisse „De-Skilling“Effekte sichtbar. Der Bedarf an qualifiziertem Personal verändert sich.

Es zeigt sich eine Rekonfiguration von Skills. Erforderliche Kompetenzen sind:

  • Fähigkeit zur Selbstorganisation, Selbststeuerung und Selbstmanagement
  • Reflektion des eigenen Handelns
  • Netzwerkkompetenzen und verstärkte Kooperation im Team
  • Hohe Flexibilität, auch unter Zeitdruck arbeiten kann
  • Mit unerwarteten Situationen umgehen können
  • Fachwissen ist nicht mehr alles, sondern: emotionale Kompetenzen, Kooperationsfähigkeit, Kreativität, Fähigkeit zur Eigeninitiative zählen

Für Führungskräfte gilt in der neuen vernetzten Arbeitsumgebung:

  • Unsicherheiten ertragen – in Netzwerkorganisation flachen Hierarchien ab
  • Ausgleich des Dilemmas „Routinearbeit versus Spontaneität“ durch Steuerung und ständige Optimierung der Prozesse
  • Weiterentwicklung der Personalkompetenzen wie Teamfähigkeit oder Kooperation, Selbstorganisation
  • Unternehmensweit: Strategie zur Personalentwicklung in der neuen E-Verwaltung

Die Studie wurde durchgeführt von Prof. Dr. Hermann Hill, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, Prof. Dr. Tino Schuppan und Katrin Walter, Potsdam E-Government Competence Center (IfG.CC). Untersucht wurde, wie sich die Arbeitsorganisation durch IT-Einsatz geändert hat und welche neuen Fähigkeiten gefordert sind. Fokus war die Arbeitsebene, und nicht, wie sonst üblich, die Steuerungs- oder Management-Ebene. Untersuchungsgegenstand waren zwei Shared Service-Einrichtungen auf Bundesebene sowie zwei D115-Service Center in zwei Großstädten.

Der Abschlussbericht „Wandel von Kompetenzen durch IT. Neue Arbeitsorganisation mit vernetztem E-Government – neue Kompetenzen?“ zum Download: http://isprat.net/fileadmin/downloads/pdfs/ISPRAT_Abschlussbericht_Wandel_Kompetenzen.pdf

---

Autor(en)/Author(s): Holger Förster

Quelle/Source: ISPRAT, 20.04.2012

Bitte besuchen Sie/Please visit:

Zum Seitenanfang