Stadt und Region planen den Neustart von hannover.de und eine Online-GmbH für elektronische Dienstleistungen. Unklar ist nur, wann das E-Government wirklich kommt. Erst vor drei Jahren ging Hannover.de an den Start. Wirtschaftlicher Betreiber ist die Region, die sich den Auftritt 180 000 Euro im Jahr kosten lässt. Die Stadt Hannover durfte die Seite umsonst für Marketing nutzen.
Aber hannover.de hat einen Schwachpunkt: Technisch hinkt der Auftritt weit hinter anderen Städten wie Hamburg hinterher. Deshalb beschloss OB Herbert Schmalstieg vor zwei Jahren: Ein neues Portal muss her. Das Zauberwort heißt E-Government: Bürger sollten Meldeanträge, KFZ-Zulassungen und Bibliotheks-Korrespondenz bequem per Mausklick vom heimischen Computer aus abwickeln können.
Inzwischen herrscht gedämpfte Euphorie. Das für den Nutzer bequeme E-Government bedeutet weiteren Verwaltungsaufwand . aber die Kassen sind leer. Der Internet-Boom ist vorbei, kaum ein Unternehmen wird den Online-Auftritt von Stadt und Region mit Werbung finanzieren wollen.
Verwaltungssprecher Dieter Sagolla muss inzwischen einräumen: E-Government kommt nicht von heute auf morgen. Die Ausbaustufen richten sich nach unseren finanziellen Möglichkeiten.
Haben die Planer zu optimistisch gedacht? Sagolla bestreitet das: Wir waren nicht so blauäugig zu glauben, dass wir jemanden finden, der uns alles bezahlt. Aber wir würden gerne jemanden ins Boot holen. Regionssprecher Andreas Listing: Wenn die Stadt E-Government bieten will bitte. Aber nicht auf Kosten der GmbH.
Seitens der Region soll kein Euro mehr als bisher in die neue GmbH fließen. Deshalb wird auch die Stadt tief in die Tasche greifen müssen: Sagolla rechnet mit einer sechsstelligen Summe. Siegfried Hupe, Noch-Geschäftsführer des Technologie Centrum Hannover, bisher technischer Betreiber von hannover.de, bezweifelt, dass der neue Internet-Auftritt fortschrittlicher wird: Wir haben der Stadt vor langer Zeit angeboten, auf E-Government umzusteigen. Aber das war denen zu teuer.
Ob das TCH auch beim neuen Projekt mit im Boot sitzt, ist fraglich. Laut NP-Informationen hat Schmalstieg den Kooperationsvertrag wegen Differenzen mit Hupe zum 31. Dezember 2002 gekündigt. Seitdem ist die Stadt offiziell ohne Internetauftritt, die Rubrik Behörden von A-Z wird laut TCH-Chef Hupe kaum noch aktualisiert. Verwaltungssprecher Sagolla hofft auf einen Neustart Ende des Jahres mit oder ohne E-Government.
Quelle: Neue Presse