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Mittwoch, 29.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Vor allem Zeit- und Kostenersparnis erwartet die deutsche Wirtschaft von Online-Dienstleistungen der Verwaltung. Wie die bislang über 300 digitalen Angebote des Bundes diesen Anspruch noch besser erfüllen können, diskutierte die Initiative BundOnline am Montag mit Wirtschaftsvertretern in Berlin.

Bis zum Ende dieses Jahres sollen alle dafür geeigneten Dienstleistungen der Behörden des Bundes über das Internet online verfügbar sein. Die Abläufe in den Behörden werden dadurch optimiert und die Unternehmen entlastet. Gleichzeitig entsteht eine bürgernähere Verwaltung. Damit wird die "größte e-Government-Initiative Europas zeitplangerecht realisiert sein", erklärte Bundesinnenminister Otto Schily auf einem Kongress zum Dialog mit der Wirtschaft am 24. Januar in Berlin. Und er erinnerte an das Motto der im Jahr 2000 von Bundeskanzler Gerhard Schröder gestarteten Initiative: "Die Daten sollen laufen, nicht die Bürgerinnen und Bürger." Schily versprach: "Wir werden BundOnline auch in Zukunft weiter ausbauen und verbessern."

Die Investitionen des Bundes in das umfassende Online-Projekt belaufen sich auf 1,4 Milliarden Euro, sagte Schily. Diesen stehen jährliche Einsparungen von rund 400 Millionen Euro gegenüber. Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Online-Services berücksichtigt die Verwaltung aber nicht allein interne Einsparungseffekte, sondern fragt auch: Was bringt das der Wirtschaft? Denn e-Government ist längst ein Standortfaktor, und das nicht mehr nur für Großunternehmen.

Informationen, Anmeldungen, Shops

Die Online-Dienstleistungen des Bundes sind vielfältig: von reinen Informationsangeboten wie dem Geodatensuchdienst oder dem Baustelleninformationssystem des Verkehrsministeriums über die Patentanmeldung oder Meldeverfahren für die Erledigung von Steuer- und Zollformalitäten bis hin zu Webshops wie dem der Bundesanstalt für Materialforschung, bei dem schon heute über 2.000 Kunden Materialproben bestellen.

Den Weg zu allen Online-Dienstleistungen der Bundesbehörden weist das Dienstleistungsportal bund.de. Auf der internationalen IT-Messe CeBit soll im März ein Relaunch des Portals vorgestellt werden.

Beispiele für Dienstleistungen von BundOnline

Erfolgsfaktor Kundenorientierung

"Wir müssen die Anwendungen so gestalten, dass die Erwartungen der Kunden erfüllt werden", formuliert der Leiter der Projektgruppe BundOnline Andreas Reisen ein wesentliches Ziel der Initiative - ein klares Bekenntnis zur Dienstleistung. Dafür sollen Online-Services für alle "Geschäftsepisoden" eines Unternehmens bereitstehen: von der Gründung über Finanzierung, Akquise, Im- und Export bis etwa zur Fusion eines Unternehmens.

Die öffentliche Verwaltung hat sich damit eine Kundenorientierung zum Ziel gesetzt, die der privater Unternehmen in nichts nachstehen soll. Mit einem Unterschied: Der Geschäftsgegenstand ist, anders als bei privaten Unternehmen, nicht verhandelbar. Bei aller Kundenorientierung handelt die Verwaltung immer zum Vollzug bestehender Gesetze. Grundsätzliche Änderungswünsche betreffend die Angebotspalette der Behörden müssen an die Politik herangetragen wenden.

Beteiligung der Wirtschaft an der Weiterentwicklung

Das "Wie" der Dienstleistung mit digitalen Angeboten zu optimieren, funktioniert am besten mit der Beteiligung der Kunden. "Wir legen viel Wert auf Feedback", sagt dazu Thomas Langkabel, ein externer Berater von BundOnline. So werden in Arbeitskreisen aus Verwaltung, Wirtschaftsverbänden und anderen Fachleuten Vorschläge und Wünsche der Kunden aufgenommen und fließen in die Verbesserung der Online-Dienleistungen ein.

Zu den wichtigsten Zielen zählt dabei, integrierte Angebote zu schaffen, die bestehende Daten bei den Behörden bündeln und mit den technischen Systemen der Wirtschaft in Einklang bringen, erklärt Alexander E. Schmidt, ebenfalls Berater von BundOnline: damit die Systeme von der Logistik bis zur Buchhaltung reibungslos miteinander kommunizieren können.

Bundesinnenminister Schily kündigte auf dem Kongress an, den bereits bestehenden Austausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung mit der Einrichtung von Foren dauerhaft zu erweitern. Den Wirtschaftsverbänden kommt dabei eine wichtige Rolle zu: sowohl bei der praktisch Weiterentwicklung der Systeme als auch bei der Vermittlung und Bekanntmachung der modernen Möglichkeiten bei ihren Mitgliedern.

Flächendeckende, ganzheitliche Lösungen

Auf dem Verbandskongress in Berlin hatten die Teilnehmer von "beiden Seiten" in verschiedenen Branchen-Workshops schon einmal ausgiebig Gelegenheit, darüber zu sprechen, wo es bei den e-Government-Angeboten derzeit noch knarzt und klemmt. Immer wieder zu hören war dabei der Wunsch nach noch besser aufeinander abgestimmter Systeme der verschiedenen Behörden von Kommunen, Ländern und des Bundes: etwa um Mehrfachmeldungen von Daten in verschiedenen Formen und Formaten überflüssig werden zu lassen.

Die wichtigste Aufgabe für die kommenden Jahre wird deshalb in der engen Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen bestehen: damit "kein digitaler Flickenteppich" ensteht, wie Otto Schily sagte. Mit der gemeinsamen Initiative "DeutschlandOnline" würden in den kommenden Jahren die ersten 24 Projekte umgesetzt.

Quelle: Bundesregierung, 24.01.2005

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