Der Stand
30.000 Anwender von elektronischen Signaturen - vor allem Unternehmen und so genannte "early adopters" - gebe es derzeit in Österreich, berichtete Serentschy. Eine breitere Verwendung hätten bisher nicht technische Schwierigkeiten oder Engpässe bei der Kartenausstellung verhindert, sondern schlicht das vielfach fehlende Verständnis für den Nutzen von elektronischen Signaturen, die in Österreich seit dem Inkrafttreten des Signaturgesetzes mit Jänner 2000 gesetzlich erlaubt sind. Serentschy sieht hier das klassische "Henne-Ei-Problem": Auf Grund der geringen Nachfrage gebe es auch nur wenige Anwendungen.
Die Zukunft
Elektronische Signaturen könnten vor allem bei ins Internet verlagerten Behördenwegen, im E-Banking (als Ersatz der bisherigen PIN/TAN-Lösung) und bei elektronischen Rechnungen (so genanntes E-Invoicing) sinnvoll angewendet werden, meint Serentschy. Angeboten würden derzeit bereits u.a. Dienste im Bereich Kindergeld, Studienbeihilfe, Strafregister-Auszug oder die Anmeldung für Prüfungen an der Wirtschaftsuniversität Wien. Elektronische Signaturanwendungen für E-Banking biete bisher nur die BAWAG P.S.K, Angebote weiterer Banken seien im Laufe des Jahres zu erwarten.
Die Erwartungen
Einen starken Impuls für die Verbreitung der elektronischen Signatur erwartet Serentschy durch das E-Government-Gesetz, das voraussichtlich im März 2004 in Kraft tritt. Im Gesetzesentwurf sei allerdings nicht die so genannte qualifizierte Signatur verankert, sondern als Übergangslösung bis 2007 die so genannte Verwaltungssignatur, so Serentschy. Möglich sei hier etwa die so genannte Handysignatur, eine von der Mobilkom Austria getestete SIM-Karten-Erkennung via Handy. Durch diese "etwas reduzierte Sicherheitsanwendung" verspreche man sich eine schnellere Verbreitung von elektronischen Signaturen. Ab 2008 soll die sichere - qualifizierte - elektronische Signatur dann obligat sein.
Einen weiteren Verbreitungsimpuls für elektronische Signaturen könnte die Mitte 2004 anstehende große Austauschwelle von etwa 4,5 Mio. Bankomat-Karten darstellen. Im Zuge der Neuausstellung dieser Karten könnten sich Karteninhaber auch für die elektronische Signatur entscheiden, wodurch keine Extra-Karte notwendig sei, so Serentschy.
Die Möglichkeiten
Anfordern kann man eine elektronische Signatur in Österreich bei fünf aktiven Zertifizierungsdiensteanbietern, die insgesamt 21 verschiedene Dienste anbieten. Zu den Anbietern gehören die A-Trust, ein Konsortium aus Banken, Telekom Austria (TA) und der Wirtschaftskammer Österreich, die auch zuletzt die vormalige TA-Tochter Datakom als Zertifizierungsstelle integriert hat. Weiters stellen die Arge Daten, die Generali, das Grazer Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie (IAIK) sowie das Grazer Softwarehaus "Web und Co" Zertifikate für elektronische Signaturen aus. Die Kosten für eine elektronische Signatur inklusive Chipkarten-Lesegerät bezifferte Serentschy mit zwischen 50 und 100 Euro.
Die Elektronische Signatur sorgt für die Verschlüsselung von vertraulichen Nachrichten/Daten und stellt damit sicher, dass die signierten Daten nicht nachträglich verändert wurden. Im Unterschied zu Bankomatkarten, wo der Magnetstreifen missbräuchlich "relativ leicht, sogar auf Bastlernivau" kopiert werden könne, könnten Signatur-Chipkarten auf Grund eines "Verschlüsselungsmechanismus auf höchstem Sicherheitsniveau" nicht leicht gelesen werden, betont Serentschy. Ein Missbrauch sei damit nur möglich, wenn die Karte zusammen mit dem sechsstelligen Code in falsche Hände gerate. In diesem Fall sollte die Karte sofort gesperrt werden, rät Serentschy.
Quelle: Der Standard, 16.01.2004