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Dienstag, 14.05.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Ab kommenden Donnerstag geht in der Schweiz die erste für eine breite Öffentlichkeit gedachte Anwendung der gerade für die Bürger eingeführten digitalen Signatur in die Testphase. Wer innerhalb Zürichs oder St. Gallen umzieht oder den Wohnort zwischen den Kantonen St. Gallen und Zürich wechselt, kann bald die wichtigsten nötigen Behördengänge über das Internet erledigen. Grundlage ist die digitale Signatur des neuen gesetzlich zugelassenen digitalen Postzertifikats, das am 4. April Premiere hatte und auf einer Public Key Infrastruktur (PKI) basiert. Die Zertifikate werden im Auftrag der Schweizerischen Post von ihrer Tochtergesellschaft, der von ZertEs anerkannten Certification Authority (CA) SwissSign AG ausgestellt, signiert und verwaltet.

In der Startphase sind die Postzertifikate jedoch erst bei 42 autorisierten Postämtern in der Schweiz erhältlich. Seit gut einem Jahr bietet auch Swisscom Solutions AG, Tochter des Schweizer Telekommunikationskonzerns Zertifizierungsdienste für Unternehmen und Behörden an, außerdem ist QuoVadis Trustlink Schweiz AG, die hiesige Tochter des international operierenden PKI-Unternehmens, als Zertifikateaussteller aktiv. Über die Schweizerische Post sind jetzt auch Zertifikate für Privatpersonen verfügbar. Anwendungsgebiete der digitalen Signatur mit dem Postzertifikat sind etwa Dokumente, die bisher aus rechtlichen Gründen per Einschreiben verschickt werden mussten. Die digitale Signatur von "IncaMail", so der Name der PKI-Plattform, stellt sicher, dass Dokumente beim Datenaustausch zuverlässig aus- und zugewiesen werden können.

Wer die Nutzung des Services beabsichtigt, muss sich zunächst auf einer Website der Post anmelden und sodann persönlich zu einer der autorisierten Poststellen gehen, das heruntergeladene, ausgefüllte Identifikations-Formular abgeben und sich ausweisen. Dann erhält man für 90 Franken (55 Euro) ein Starter-Kit, das eine Installations-CD, eine Chipkarte mit dem elektronischen Schlüssel, ein USB-Lesegerät, ein Passwortblatt und eine CD mit der Applikation für den elektronischen Versand enthält. Für die weitere Nutzung werden jährliche Gebühren zwischen 30 Franken (18 Euro) und 90 Franken erhoben. Die digitale Signatur ist drei Jahre gültig. Eine Sendung mit IncaMail kostet mit Empfangsbestätigung 1,50 Franken (90 Cent), ohne Bestätigung 70 Rappen (42 Cent).

Angeboten wird außerdem "IncaForms", ein Formularservice für Verwaltungen und Behörden. Diese können auf dem entsprechenden Server der Post Formulare für ihre Kunden zum Download anbieten. Registrierte Nutzer können angebotene Formulare herunterladen, ausfüllen und via IncaMail versenden. Pro Sendung kostet dies den Anbieter 50 Rappen (30 Cent). Ab Sommer 2007 will die Schweizerische Post "IncaMail Public" anbieten, ein elektronischer Brief mit Versandnachweis. Der Absender erhält die Bestätigung, dass er das Dokument versandt hat. Im Gegensatz zu IncaMail erhält der Absender keine Empfangsbestätigung. Daher reicht es auch, wenn nur der Absender registriert ist. Richtpreis pro Sendung: 70 Rappen. Die Post sei sich bewusst, teilt sie in einer Medieninformation mit, dass es noch Zeit brauche, bis sich das Angebot in den Prozessen von Wirtschaft und Verwaltung etablieren kann. Daher richtet sie sich mit ihren Produkten in einem ersten Schritt vor allem "an Geschäftskunden und Verwaltungen. Privatanwender werden in einem späteren Schritt die neuen Möglichkeiten voll ausschöpfen können."

Privatanwender werden immerhin schon bald von ersten Umsetzungen profitieren können. Denn in den Kantonen Zürich und St. Gallen wird ab nächster Woche im Rahmen der E-Government-Strategie des Bundes das Projekt "GUIDE/Meldewesen" bzw. der elektronische Umzugsservice der Siemens Schweiz AG in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Städten Zürich und St. Gallen getestet. Vorerst allerdings nur von volljährigen, unverheirateten Personen, die nicht mit Kindern zusammenleben. Bei Nutzung des elektronischen Umzugsservices werden ihre Daten vollautomatisch in den städtischen Behördenregistern aktualisiert. Das sind die Einwohnerkontrolle (Einwohnermeldeamt), das Migrationsamt (Ausländerbehörde) und das Straßenverkehrsamt (Kraftfahrzeugzulassungsstelle).

Wer das Angebot nutzt, dem werden während der Pilotphase in Zürich die amtlichen Gebühren von rund 20 Franken (12,20 Euro) erlassen. Außerdem erhält er eine Prämie von 50 Franken (30,50 Euro). Mit dem Umzugsprojekt werde in der Schweiz erstmals ein behördenübergreifender Prozess als E-Governmentlösung realisiert, der sowohl die horizontale Verwaltungsebene (Kanton-Kanton) als auch die vertikale Ebene (Kanton-Gemeinde) abdecke, teilte Carmen Koch, Leiterin Stabsstelle E-Government in der Staatskanzlei des Kantons Zürich mit. Ziel des Pilotprojekts ist es, Erfahrungen für elektronische Prozesse zwischen Bürgerschaft und Behörden zu sammeln und mit Hilfe dieses Portals den elektronischen Umzug für die Einwohnerinnen und Einwohner weiterer Kantone und Gemeinden zu ermöglichen.

Autor(en)/Author(s): (Tom Sperlich) / (vbr/c't)

Quelle/Source: Heise online, 09.04.2007

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