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Freitag, 2.05.2025
Transforming Government since 2001
Das Kompetenzzentrum eHealth Engineering der Universität St. Gallen erarbeitet für die im Gesundheitsmarkt notwendigen Transformationsprozesse die erforderlichen Modellierungsgrundlagen.

Ausgangslage der strategischen Versorgungsgestaltung ist, dass die heutige Informationsaufbereitung für den Entscheid des medizinaltechnischen Sachmitteleinsatzes (Implantate, Medikamente etc.) unzureichend, zu wenig kundenorientiert und aufgrund der Informationsflut enorm kostentreibend ist. Zukünftige Entscheidungssituationen werden aufgrund der zunehmenden Patientenanforderungen durch eine zunehmende Entscheidungsdynamik und -komplexität («Individualisierung») geprägt sein. Die zentrale Fragestellung für Spitäler mit einem Leistungsauftrag in der Grundversorgung wird in Zukunft sein, welche Leistungen für welche Patienten kostendeckend, patientenzufriedenstellend und qualitätsgesichert angeboten werden können, ohne den Leistungskatalog unnötig reduzieren zu müssen. Für die Informationslogistik ergibt sich daraus die zentrale Fragestellung, wie die Informationsaufbereitung strukturiert sein muss, damit die Entscheidungsträger in ihren zukünftigen Entscheidungen nutzenstiftend unterstützt werden können. Die Ableitung des notwendigen Informationsbedarfs ergibt sich aus dieser Reflexion der zukünftigen Entscheidungssituationen und damit verbundener Handlungsoptionen.

Der Terminus technicus «Strategische Versorgungsgestaltung» wurde im Rahmen eines innovativen Beschaffungskonzeptes gebildet, welches gemeinsam mit dem grössten unabhängigen Medizinproduktehändler in Deutschland (Clinical House, www.clinical-house.de) und mit Gesundheits- und Logistikexperten der CGZ Consulting Gruppe Zürich AG (www.cgz.ch)durchgeführt wurde. Know-how über Abläufe und Anforderungen des Klinik-Alltags brachte die Wirtschaftsabteilung des Zentralkrankenhauses Reinkenheide unter der Leitung von Dr. Bernhard Köster in das Projekt ein (vgl. Clinical-Voice 01/2004, www.clinical-house.de, S.8).

Das Innovative besteht hierbei in einem auf den ersten Blick erstaunlich einfachen Ansatz der Informationsstrukturierung des medizinischen Sachmittelbedarfs auf Versorgungs- und nicht auf Einzelprodukt- bzw. Artikelbasis, der Ausrichtung auf gesetzlich vorgeschriebene Klassifizierungsstandards (ICD-10, OPS-301) und deren informationstechnologische Realisierung. Angelehnt ist dieser Ansatz an die «Mengenstückliste» und das «Baugruppen-Prinzip» aus der Industrie. Insgesamt wurden für 12 Hauptindikationen im Traumabereich 111 Versorgungsmuster spezifiziert und in drei Klassifizierungen unterteilt.

Die transparente Offenlegung dieser Preisspanne erschliesst Sparpotenziale auf mehreren Wegen, wie z.B. im Materialpreis, durch Standardisierungseffekte, Know-How-Sicherung, schnellen Zugang zu relevanten Informationen, durchgängige Dokumentation u.v.m. Den Entscheidungsträgern ist damit ein «Drehhebel» in die Hand gegeben, die Versorgungsmuster in Abhängigkeit zu festgelegten Kenngrössen wie z.B. Patientenprofil, verfügbares Know-how, Operationszeit, Verweilzeit strategisch und prospektiv zu planen und periodisch (z.B. Jahres-Soll-Planung) festzulegen. Aufwand und Ertrag (vergütete Fallpauschalen) werden unter Verwendung der Versorgungsmuster in einer geeigneten Granularitätstufe gegeneinander übergestellt, so dass die Informationsbereitstellung weder zu grob zur prospektiven Analyse noch zu fein in ihrer Datenerfassung bzw. -Integration ist. Unter Verwendung von Ist-Zahlen kann anhand der Bildung von Szenarios die prozentuale Verteilung der Versorgungsmuster unter Berücksichtigung der Fallpauschalen vorgenommen werden. Das Kompetenzzentrum eHealth Engineering (CC eHE) am Lehrstuhl von Prof. Robert Winter des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen erarbeitet für ausgesuchte Transformationsprozesse diese erforderlichen Modellierungsgrundlagen.

www.eCH.ch

Der Verein eCH fördert und verabschiedet eGovernment-Standards in der Schweiz. eCH erleichtert die elektronische Zusammenarbeit zwischen Behörden und von Behörden mit Privaten, Unternehmen, Organisationen und Lehr- und Forschungsanstalten, indem entsprechende Standards verabschiedet und koordiniert werden. Dies gilt für:

  • eine einheitliche Bedienungsphilosophie,
  • die sichere Abwicklung der Transaktionen und
  • die reibungslose Abwicklung von Prozessen, Leistungs- und Zahlungsströmen zwischen den Beteiligten.

eCH fördert die Umsetzung internationaler Standards und arbeitet mit anderen nationalen und internationalen Organisationen zusammen, welche sich um Standardisierungen kümmern. Die verabschiedeten Standards haben den Status von Empfehlungen. Die Fachgruppe eHealth der eCH befasst sich mit den Standards für den elektronischen Gesundheitsmarkt.

Marktstudie eHealth Schweiz 2006

Das Forschungszentrum eHealth (www.eHealthCenter.ch) der Universität Fribourg führt im nächsten Jahr eine Marktstudie in der Schweiz durch. Der Fokus der Untersuchung liegt im elektronischen Leistungsaustausch unter den wichtigsten Marktteilnehmern. Insbesondere werden die Webdienste der Leistungserbringer Ärzte resp. Ärztekassen, Spitäler und Apotheken analysiert sowie die Leistungsabwicklung via Krankenkassen untersucht. Neben der Analyse der Prozesse sollen die eingesetzten Technologien und Standards bewertet werden, um den Mitgliedern der SwissICT und der eCH Entwicklungspotenziale aufzeigen zu können. Es ist geplant, dass diese Studie in der Schweiz periodisch durchgeführt wird, um Langzeitentwicklungen erfassen zu können. Zudem wird eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden europäischen Ländern angestrebt.

Autor: Silvia Choinowski

Quelle: InfoWeek, 17.05.2005

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