St. Gallen. Bald sollen die St. Galler Bürgerinnen und Bürger von Serviceleistungen der ersten E-Government- Projekte profitieren können. Nach der interaktiven Steuererklärung wird im Juni 2003 der Online-Schalter des Ausländeramtes geöffnet sein. Im August 2002 hat die St. Galler Regierung ihre E-Government-Strategie verabschiedet. Ein grosser Teil der Projekte betreffen verwaltungsinterne Abläufe. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger sollen profitieren können. Vorgesehen sind nämlich auch interaktive Onlineschalter, die den Kontakt mit den Behörden vereinfachen werden. Ein erstes solches Angebot plant das St. Galler Ausländeramt. Vor wenigen Tagen wurde der Auftrag dazu ausgeschrieben.
Einreisegesuch per Internet
Künftig könnten Einreise- oder Aufenthaltsgesuche, aber auch Verlängerungen von Aufenthaltsbewilligungen am Bildschirm ausgefüllt werden, beschreibt Bruno Zanga, Leiter des Ausländeramtes, die Serviceleistungen. Wie bei der Steuererklärung müsse aber weiterhin ein Belegformular unterschrieben und ans Ausländeramt abgeschickt werden. Der Grund: Die elektronische Unterschrift ist in der Schweiz nach wie vor nicht möglich. Sobald der Beleg mit der Unterschrift in der Amtsstelle eintreffe, werde die Weiterbearbeitung ausgelöst und das Gesuch elektronisch verarbeitet, schildert Zanga den Ablauf. Das Ausländeramt könne dabei auf bestehende Strukturen wie etwa ein elektronisches Archiv bauen. Weiter sei geplant, die Akteneinsicht von Anwälten, von Kantons- oder Bundesstellen via Internet zu ermöglichen, erklärt Zanga. Bis die ersten Anträge online ausgefüllt werden können, wird es allerdings Juni 2003. Beim Ausschreibungsverfahren lässt sich das Ausländeramt von der St. Galler Firma Competence Solutions Projects AG unterstützen. Die Berater-Firma hat sich auf IT-Projekte spezialisiert und erhielt in der St.Galler Verwaltung unter anderem auch Aufträge vom Amt für Kultur, von der Lebensmittelkontrolle und vom Amt für Soziales. In der Pipeline befinden sich weitere interaktive E-Government-Projekte. Vorgesehen sei ein Ratsinformationssystem, mit dem sich Bürgerinnen und Bürger über die laufenden Geschäfte im Grossen Rat informieren könnten, erklärt Kurt Kengelbacher, Leiter des Dienstes für Informatikplanung. Dort seien dann beispielsweise aktuelle Vorstösse aus dem Kantonsrat abrufbar.
Gemeinden sollen bald folgen
Beim Kanton gibt es noch weitere Amtsstellen mit viel Kundenkontakt. «Beim Steueramt wurde bereits dieses Jahr E-Taxes eingeführt», erinnert Kengelbacher. Auch beim Strassenverkehrsamt sind zusätzliche Online-Dienstleis-tungen vorgesehen. Viel Publikumsverkehr gibt es aber vor allem in den Gemeinden. Sie werden zusammen mit dem Kanton eine Plattform aufbauen, über die dann verschiedene Online-Angebote installiert werden können. Sicher realisiert wird der Online-Schalter des Ausländeramtes. «Wir haben das Budget bereits für 2002 eingegeben», sagt Zanga. Weitere Vorhaben müssen kommende Woche zuerst mit dem Budget bewilligt werden.
Stichwort «Oscar»
Das Geografische Informationssystem (GIS) der Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden wurde mit dem Speyer Preis der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften ausgezeichnet. Der Preis gilt als «Oscar» für Verwaltungen. «Wir haben uns riesig über die Bestätigung unserer Arbeit gefreut», sagt Kurt Kengelbacher, Leiter des Dienstes für Informatikplanung im St. Galler Finanzdepartement. Die Auszeichnung habe im deutschsprachigen Raum eine grosse Bedeutung. Im Gegensatz zu anderen Preisen werde nicht nur der Internetauftritt begutachtet, sondern «auf Herz und Nieren» getestet. Für GIS wurden in den Kantonen St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden digitale geografische Daten aufbereitet, ausgewertet und für Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit aufbereitet. Ein Teil der Daten ist für die Öffentlichkeit unter www.geoportal.ch abrufbar.
Quelle: St. Galler Tagblatt
