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In einer Studie zum 'Next Generation Access' (NGA) hat das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) die Breitbandausbaupläne in elf Ländern untersucht und die Kosten eines Vollausbaus zur hochbitratigen Versorgung mit Breitbandanschlüssen in Deutschland abgeschätzt. Danach würde je nach Technik ein nationaler flächendeckender Neuausbau zu einem Investitionsbedarf zwischen 41 Milliarden und 120 Milliarden Euro führen.

Besonders ambitioniert zeigen sich der jetzt vorgelegten WIK-Studie (PDF-Datei) zufolge Australien und Singapur: Diese Länder wollen Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s pro Teilnehmer und eine Flächenabdeckung von 90 Prozent und mehr realisieren. Neuseeland will etwa 75 Prozent des Landes breitbandig versorgen und Südkoreas Regierung beabsichtigt, rund 84 Prozent der Haushalte in den Genuss von 100-Mbit/s-Anschlüssen und mehr kommen zu lassen. Im Vergleich dazu bleibt die Bundesregierung mit ihren in der Breitband-Strategie für 2014 fixierten Zielen – 50 Mbit/s für 75 Prozent der Haushalte – deutlich hinter den internationalen Planungen zurück.

Während einige Nationen die Versorgung der sogenannten weißen Flecken, der unterversorgten ländlichen Räume, mit einem Technik-Mix anstreben, in dem neben der Glasfaser auch terrestrische und Satelliten-Funktechniken eingesetzt werden sollen, setzen Länder wie Schweden und Finnland auf eine Ausdehnung der Universaldienstverpflichtung um eine Breitbandkomponente. Bis auf Schweden fördern alle untersuchten Länder den Breitbandausbau mit öffentlichen Haushaltsmitteln. In Großbritannien und Japan schlägt nach Angaben der Studie "Breitband/Bandbreite für alle: Kosten und Finanzierung einer nationalen Infrastruktur" ein FTTH-Anschluss mit etwa 1000 bis 1200 Euro zu Buche, in Australien hingegen werden Investitionen bis zu umgerechnet 6100 Euro pro Anschluss veranschlagt.

Für Deutschland beziffert das WIK das Investitionsvolumen für ein flächendeckendes FTTC/VDSL-Netz mit Glasfasern bis zum Kabelverzweiger ("Fiber To The Curb") und VDSL über die Kupferleitungen auf den letzten Metern bis zum Teilnehmer auf rund 41 Milliarden Euro. Die Aufwendungen für ein FTTH/PtP-Netz – 'Fiber To The Home' mit einer dedizierten Glasfaser pro Teilnehmer in einer "Point-to-Point"-Topologie wie im alten Telefonnetz – wären mit 117,6 Milliarden Euro fast dreimal so hoch. Grundlage der Modellrechnungen sind in beiden Fällen der Neubau des NGA mit der heutigen Struktur von Hauptverteilern und Kabelverzweigern. Weil dabei die Möglichkeiten der Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen in Gestalt von Leerrohren und unbeschalteten Glasfasern ausgeblendet wurden, sei jedoch davon auszugehen, dass der tatsächliche Investitionsaufwand deutlich geringer ausfallen werde.

Daneben wirft die WIK-Studie eine Reihe von Fragen zum Breitbandausbau in Deutschland auf, "die in absehbarer Zeit geklärt werden sollten", wie Autor Dieter Elixmann betont. Klärungsbedürftig sei beispielsweise, mit welcher Technik die langfristigen Ausbauziele der Breitbandstrategie der Bundesregierung erreicht werden sollen, wie Politik und Regulierung eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur sicher stellen können, und inwieweit dazu ein verstärktes Engagement des Staates notwendig ist.

In der kommenden c't 4/2010, die am 1. Februar erscheint, widmet sich ein längerer Artikel dem Thema FTTH.

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Autor(en)/Author(s): (Richard Sietmann) / (anw)

Quelle/Source: Heise online, 18.01.2010

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